Nach dem massiven Ölpreisverfall der letzten Monate hat inzwischen die Erholung eingesetzt. Die Nachfrage nach Öl steigt mit den Lockerungen der Shutdowns und auch die Kürzungen der OPEC und ihrer Partner greifen besser, als es manch ein Marktexperte erwartet hätte. Die Frage ist nun, wie lange und in welchem Umfang die Kürzungen weiter gehen sollen.
Historische Kürzungen seit Mai
Der Deal, auf den sich die Organisation erdölexportierender Länder und ihre Partnerstaaten an Ostern einigen konnten, sieht vor, dass ab Mai insgesamt 9,7 Millionen Barrel Öl vom Markt genommen werden sollen. Eine Kürzung in diesem Umfang hatte es zuvor noch nie gegeben. Die beteiligten Nationen schienen sich dem Ernst der Lage sehr bewusst, denn die beschlossenen Quoten wurden sofort umgesetzt und teilweise sogar noch unterschritten, um das Überangebot aufzufangen.
Überraschend hielt sich auch der wichtige Partner Russland sehr strikt an die Vereinbarung, was in der Vergangenheit nicht der Fall gewesen war. Moskau war in den letzten Jahren bei der Umsetzung von Förderbeschränkungen immer nur sehr zögerlich vorgegangen. An Russlands Weigerung war auch das letzte Abkommen im März gescheitert.
Wie soll es weiter gehen?
Die Frage ist nun, was in den nächsten Monaten passieren soll. Offiziell gelten die 9,7 Millionen Barrel bis Ende Juni. Ab Juli bis Ende des Jahres hat man sich auf 7,7 Millionen Barrel Kürzung verständigt. Doch schon jetzt gibt es zahlreiche Verfechter für eine Verlängerung der höheren Quote über den Juni hinaus.
Am 9. und 10. Juni wird sich die OPEC per Videokonferenz erneut beraten, ob die im April beschlossene Strategie beibehalten werden soll, oder ob sie angepasst wird. Schon jetzt haben erste Sondierungsgespräche begonnen und es zeichnet sich ab, dass Russland gegen eine Beibehaltung der höheren Quote ist.
Zwar könne man sich vorstellen, bis September an den aktuellen Kürzungen festzuhalten, doch müsse es dann neue Gespräche geben, hieß es aus gut informierten Kreisen im Kreml. Eigentlich trifft sich die OPEC nur zweimal im Jahr, zum Jahresende und in der Jahresmitte. Doch die Umstände könnten weitere Treffen außer der Reihe notwendig machen.
Wichtige OPEC Entscheidung
Die Ölpreise haben sich mit den Kürzungen in den letzten Wochen deutlich stabilisiert. Dies ist auch den beteiligten Staaten nicht entgangen. Doch das Gleichgewicht ist und bleibt fragil. Ein zu frühes Nachlassen der Kürzungen könnte sehr schnell wieder zu einem Absturz der Ölpreise führen. Die Marktteilnehmer werden also in den nächsten Tagen genau beobachten, welche Entscheidungen die OPEC und ihre Partner treffen werden.
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